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„TaLea verbindet.“

Studienkollegs-Alumna Neziha Ciftci und Jörn Möller, engagierte Lehrkräfte an der Europaschule SZ Utbremen, Bremen, haben im Schuljahr 2022/23 an unserem Förderprogramm TaLea – Tandem Leadership for Learning teilgenommen. Im Rahmen der Förderung vertieften sie die Arbeit an ihrem Schulprojekt "Mit(-Wissende) gegen Hass – Machtkritisches Praxis- und Reflexionslabor", über das sie uns im Interview ausführlicher berichten.

Ihr entwickelt an eurer Schule das Machtkritische Praxis- und Reflexionslabor. Was bewegt euch dazu? 

Wir möchten einen Beitrag zu einer demokratischen Schulkultur und Menschenrechtsbildung leisten. Dafür wollen wir mit unserem LAB eine inkludierende politische Bildung an unserer Schule vermitteln und gestalten. Darüber hinaus möchten wir das LAB gemeinsam mit anderen Akteurinnen und Akteuren weiter professionalisieren. Uns ist dabei besonders wichtig, marginalisierte Stimmen sichtbar zu machen und zu Wort kommen zu lassen. Die Auseinandersetzung mit rassistischer Diskriminierung in Schule und Gesellschaft nimmt eine zentrale Rolle in unserem LAB ein. Durch gezielte Präventions- und Interventionsmaßnahmen wollen wir betroffene Schülerinnen und Schüler stärken und aktive Partizipation fördern. Unsere Vision ist es, Impulse zu Selbstermächtigung, politischer Teilhabe und einer Kultur der Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt zu geben und so gesellschaftliche Entwicklung zu bewirken. Junge Menschen verschaffen sich Gehör in demokratischen Prozessen und werden sich der Wirksamkeit ihres eigenen Handelns bewusst.

Wie genau sieht so ein Machtkritisches Praxis- und Reflexionslabor aus? 

Das LAB soll ein Raum sein, in dem junge Menschen gemeinsam mit Bildungsprofessionals über Ungleichheitsstrukturen nachdenken und Handlungsstrategien erarbeiten können. Mit Projekten und Initiativen wollen wir aktiv gegen jede Form von Diskriminierung vorgehen. Konkret bedeutet dies, dass wir Schülerinnen und Schüler, Studierende und Lehrende in einem verbindlichen Rahmen zusammenbringen, um exemplarisch diskriminierungssensible Lehr- und Lernarrangements zu entwickeln und zu reflektieren.

Was konntet ihr bislang erreichen? 

Nach einer ersten konzeptionellen Phase und mehreren Gesprächen mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Feld der politischen Bildung, schien die Basis für die konkrete Umsetzung unserer Visionen gegeben. Tatsächlich hat uns die Realität aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als wir gerade dabei waren, erste Strukturen zu schaffen, zum Beispiel Kooperationspartnerschaften an Hochschulen und pädagogischen Ausbildungszentren für unsere Arbeit zu gewinnen, tauchten neue Herausforderungen vor der eigenen Haustür auf – wir brauchten nachhaltige Lösungen für den Umgang mit rechtsextremer Symbolik an unserer Schule. Unser LAB musste plötzlich mit der Realität Schritt halten, Antworten auf die genannte Problematik liefern, ohne, dass wir dafür konzeptionell noch personell dafür bereit gewesen wären. In Zusammenarbeit mit dem Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus (mbt) ist eine Fortbildungsreihe entstanden, die unterstützen soll, zukünftig Sicherheit im Umgang mit rechtsextremer Symbolik zu stiften. Das Angebot richtet sich an das gesamte Kollegium.

Wie können auch andere Schulen, Einrichtungen und Institutionen von eurer Arbeit profitieren? 

Als Pilotprojekt kann unser Projekt Vorbild für andere Bildungseinrichtungen sein. Einerseits können bewährte Strukturen adaptiert werden. Anderseits geht es, vielleicht noch stärker, um den Austausch konkreter Erfahrungen, die helfen können, Situationen wie die an unserer Schule gemeinschaftlich zu lösen. Wie der Name LAB suggeriert, verstehen wir es als Auftrag zum Experimentieren und zur stetigen Weiterentwicklung.

Im Schuljahr 2022/23 habt ihr an unserem Förderprogramm TaLea – Tandem Leadership for Learning teilgenommen, um euer Projekt voranzubringen. Was war euer größter Aha-Moment?

Es fällt uns schwer, einen Aha-Moment zu benennen. Sicherlich war die gemeinsame Zeit während der Wochenendveranstaltungen, den Leadership & Management Workspaces, eine sehr wertvolle und bereichernde Erfahrung für uns. Den anderen Tandems und ihren Projekten folgen zu dürfen, das Engagement und der Enthusiasmus waren für uns stets inspirierend. Auf menschlicher und fachlicher Ebene schätzten wir den Austausch mit den anderen Lehrkräften verschiedenster Schulformen aus ganz Deutschland. So hat uns beispielsweise der Erfahrungsaustausch im Rahmen eines Webtalks, in den wir die oben genannte Frage zum Umgang mit rechtsextremer Symbolik eingebracht haben, geholfen, neue Perspektiven zu gewinnen und weitere Lösungsideen zu entwickeln. Besonders hervorheben möchten wir die Zusammenarbeit in unserem Erfolgsteam „Radikale RedeWendung“ – nicht nur fachlich, sondern auch persönlich haben wir uns sehr verbunden gefühlt. Die regelmäßigen Treffen haben uns in herausfordernden Phasen gestärkt und getragen. Elena und Richard haben durch ihre jahrelange Erfahrung als Lehrkräfte immer wieder unseren Blick geschärft. Ihr Engagement für eine sprachsensible Schulkultur deckt sich mit unserem Anspruch an Professionalisierung von Lehrkräften und passt somit neben der menschlichen Nähe auch inhaltlich. Bis heute wirkt eine tiefe Verbundenheit, die sich noch immer in regelmäßigem Austausch zeigt. Dafür sind wir TaLea dankbar. Im wahrsten Sinne des Wortes: TaLea verbindet.

 

TaLea – Tandem Leadership for Learning ist unser Programm für schulische Nachwuchsführungskräfte, das wir in Kooperation mit der Dieter Schwarz Stiftung durchführen. Am 1. September startete der Jahrgang 2023/24 mit 20 Tandems ins neue Förderjahr.  


TaLea-Teilnehmende Nezihe und Jörn
Foto: privat
Nezihe und Jörn
Foto: privat
Die TaLea-Teilnehmenden Nezihe und Jörn
Foto: privat