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„Das Interesse an der zentralasiatischen Region aus Europa ist zurzeit vielleicht so groß wie noch nie."

Sdw-Stipendiat Kilian Ropeter befindet sich zurzeit im Rahmen seines internationalen Masterstudiums in Kasachstan. Angefangen als Praktikant bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft, ist er mittlerweile als Werkstudent dort tätig. Im Interview berichtet er von seinen Eindrücken und erklärt, warum das deutsche und europäische Engagement in der Region gerade jetzt eine große Bedeutung für Kasachstan und die zentralasiatische Region haben kann.

Was hat dich dazu bewegt, nach Kasachstan zu gehen?

Der Hauptgrund für meinen Aufenthalt ist natürlich das Studium. Ich studiere „Central and East European, Russian and Eurasian Studies", wobei es sich um ein Erasmus Mundus-Masterprogramm mit Doppelabschluss handelt, d.h. das Studium wird in Kooperation mit mehreren Universitäten an verschiedenen Standorten absolviert. Für Kasachstan habe ich mich deshalb entschieden, da mich das Land an sich und die Politik im zentralasiatischen Raum besonders interessiert. In diesem Zusammenhang habe ich 2022 mein Pflichtpraktikum bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien absolviert und bin mittlerweile als Werkstudent hier tätig. Dies tue ich nun seit einigen Monaten parallel zum Studium bzw. parallel zum Verfassen meiner Masterarbeit.

Im Studium fokussiere ich mich auf geo- und wirtschaftspolitische Veränderungen, weswegen mich Kasachstan als Land und die Region Zentralasien schon immer interessiert haben. Auch im Kontext des russischen Angriffskrieges in der Ukraine kommt es zurzeit zu vielen Veränderungen in dieser Region, was sehr interessant ist und weitreichende Auswirkungen hat. Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan – alles Länder, von denen man normalerweise relativ selten in der deutschen Öffentlichkeit hört – sind stark von den Folgen des Krieges in der Ukraine betroffen. Politisch und wirtschaftlich, aber auch sozio-kulturell. Diese Entwicklungen aus erster Hand erleben zu können, ist für mich als politisch interessierter Mensch, der sich auf diese Region spezialisiert, sehr wertvoll.

Warum gerade das Praktikum bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien?

Da ich mich vor allem für wirtschaftspolitische Entwicklungen in Zentralasien interessiere, war die Delegation der Deutschen Wirtschaft ein guter Anlaufpunkt, um mich näher mit diesen Themen zu beschäftigen. Außerdem herrscht zurzeit ein großes Interesse seitens der deutschen Wirtschaft, in Kasachstan und Zentralasien tätig zu werden. Dabei spielt vor allem der Energiebereich eine große Rolle, unter anderem um Alternativen zum russischen Markt zu finden. Kasachstan ist ein sehr rohstoffreiches Land mit großen Öl- und Gasvorkommen, verfügt jedoch auch über ein enormes Potenzial im Bereich der Erneuerbaren Energien. Deutschland ist daran interessiert, die Produktion von grünem Wasserstoff in Kasachstan zu fördern und einen baldigen Export nach Europa zu ermöglichen. Dieses Engagement soll langfristig zu einer Diversifizierung der deutschen Energieimporte sowie zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in Kasachstan beitragen. Darüber hinaus schafft es neue Arbeitsplätze vor Ort und führt dazu, dass die Volkswirtschaften der beiden Länder stärker vernetzt sind.

Allgemein konnte ich durch meine Tätigkeit bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft nicht nur viel über Kasachstan und Zentralasien lernen, sondern auch meinen Horizont über das „deutsche Engagement” im Ausland erweitern. Die Delegation der Deutschen Wirtschaft kooperiert intensiv mit deutschen Unternehmen, Ministerien und einer Vielzahl an weiteren Organisationen.

Welche Eindrücke nimmst du mit?

Generell nehme ich mit, dass Kasachstan und die gesamte Region Zentralasien viel Potenzial birgt, und dies nicht nur im wirtschaftlichen Bereich. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der Isolation Russlands „entdecken" zurzeit viele Stakeholder diese Region, um Alternativen, neue Absatzmärkte und neue, sichere Handelsrouten zu finden. Das Interesse an der Region aus Europa ist zurzeit vielleicht so groß wie noch nie, und das kann sehr positiv für Kasachstan und die anderen zentralasiatischen Länder sein. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass die Länder allesamt autoritär regiert werden, es wenig Raum für Demokratie gibt, und insgesamt viel Reformbedarf (so ist etwa Korruption weit verbreitet). Die gesamte Region durchlebt zurzeit einen Wandlungs- und Reformprozess, der vor allem von Kasachstan und Usbekistan als die beiden wirtschaftlich und politisch stärksten Länder der Region vorangetrieben wird. Deutschland bzw. die deutsche Wirtschaft wird hier in der Region als zuverlässiger Partner wahrgenommen, was sehr zu begrüßen ist, von daher sollten „Wir“ als Staat, Wirtschaft und Gesellschaft dieser Verantwortung auch gerecht werden und unser Engagement in Kasachstan und Zentralasien ausbauen – und dabei die Region nicht nur „im Schatten von Russland“ betrachten.

Was nimmst du aus der sdw für deine Zeit bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan mit?

Die Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien ist Teil des Netzwerks an deutschen Auslandshandelskammern. Die Auslandshandelskammern sind Teil der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Da gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmertum sowohl Kernprinzipien der sdw als auch der Auslandshandelskammern sind, haben beide Organisation viel gemein. Durch die Veranstaltungen der sdw konnte ich stets viel über politische, unternehmerische und wirtschaftliche Themenfelder lernen und meinen Horizont erweitern, was für mich für meine Zeit in Kasachstan sehr wertvoll war. Und natürlich konnte ich mein Studium in Kasachstan sowie das Praktikum bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft letztendlich nur durchführen, da mich die sdw all die Jahre bis zum Ende meines Studiums gefördert hat. Dafür bin ich der sdw sehr dankbar.

Lieber Kilian, vielen Dank für das Teilen deiner Geschichte und weiterhin viel Erfolg auf deiner wertvollen Journey.

Mehr Infos zu Kilians Studium findest du unter: https://ceeres-erasmusmundus.eu


sdw Stipendiat Kilian Ropeter
Foto: privat
Kilian Ropeter beim Tag der Deutschen Wirtschaft 2022
Foto: privat
Kilian Ropeter am Sharyn Canyon
Foto: privat
Kilian Ropeter im Sharyn Nationalpark mit Kasachstan Flagge
Foto: privat
Kilian Ropeter in Samarkand Usbekistan
Foto: privat