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Geschichten aus 30 Jahren sdw: Kilian Herbert Braumandl

Alumnus von Zeig, was du kannst! (Abschlussjahr 2015)

Hallo Herb, wir haben neulich ein altes Notizbuch unseres Programms Zeig, was du kannst! in deiner Instagram-Story gesehen. Das hat uns natürlich sehr gefreut! Wie kam es dazu?

Ich fand das Buch total schön, bin aber nie auf die Idee gekommen, mir selbst eins zu kaufen. Da habe ich vieles reingeschrieben, einen Teil aus der Zeit, als ich bei Zeig, was du kannst! war. Dann habe ich angefangen, Fitness zu machen und das in diesem Buch festgehalten. Das ist schön, so etwas später zu sehen! Auch Gedanken habe ich darin festgehalten, um diese aus meinem Kopf zu kriegen. Daraus wurden dann teilweise auch potenzielle Songtexte, die aber bisher nicht veröffentlicht sind.

Du bist Musiker und veröffentlichst auch unter dem Namen herbishere deine eigenen Songs. Wie bist du zur Musik gekommen?

Ich mache Musik, seit ich vier Jahre alt war, spiele fünf Instrumente. Mittlerweile habe ich viele andere Musiker um mich herum.

Ich habe im Alter von vier Jahren mit Klavier und Geige angefangen, anstatt Hausaufgaben zu machen. Ich habe mich damals hinter die Türen von Musikschulen gestellt und zugehört. Manchmal bin ich danach rein und habe selbst ein bisschen gespielt, obwohl ich das nicht durfte. Da kam das Schlagzeug dazu. Einmal wurde ich dabei erwischt, bin aber schnell abgehauen, obwohl der Lehrer mich zurückgerufen hat. Meine Mutter war immer gegen Schlagzeug und auch gegen Gitarre, die ich mittlerweile spiele.

Für mich gibt es kein „Talent“, ich denke, dass jeder Mensch singen oder Klavier spielen kann. Der eine braucht mehr Hilfe als der andere. Mir wurde immer gesagt: „Du hast Talent.“ Dabei habe ich nur einen Weg gefunden, wie ich die Dinge lernen kann. Das ist meine Vorstellung von „Talent“. Alle haben immer gesagt: „Mach doch was mit Musik, du hast Talent.“ Aber weil ich so gegen dieses Wort bin, wollte ich nie Musik machen. Denn wie soll es mir helfen, wenn mir jemand sagt: „Du hast Talent.“?

Was konntest du aus deiner Zeit bei Zeig, was du kannst! für dein Leben mitnehmen?

Ich habe genau so jemanden wie unseren Trainer Chan gebraucht. Er hat mich so motiviert! Ich war damals sehr schüchtern, weil viele eifersüchtig waren auf das, was ich kann und sie mich dafür fertiggemacht haben. Das war auch ein Grund, warum ich nie „Du hast Talent“ hören wollte. Aber rückblickend betrachtet, finde ich das gut, dass ich mich dem stellen musste und so viel kämpfen musste. Ich würde nichts in meinem Leben ändern, weil mich all das genau dahin gebracht hat, wo ich heute bin.

Chan hat immer gesagt: „Bleibt dran!“ Manchmal spüre ich, wenn ich etwas verliere, wenn ein Tief kommt. Aber dann sage ich mir: „Selbst, wenn du was verlierst, dann hast du noch was.“ Und danach kommt wieder ein Hoch, das gibt mir so viel Kraft! Dann kann ich alles erreichen und noch so viel mehr. Ich denke, dadurch habe ich so viel erreicht.

Gibt es einen bestimmten Moment aus den drei Jahren im Programm, an den du besonders gerne zurückdenkst?

Ich erinnere mich an eine Situation besonders stark, die eigentlich nur ein Nebeneffekt des Programms war. Bei einem Workshop von Zeig, was du kannst! waren wir mal über zwei Tage in einem Jugendheim und haben dort auch gewohnt. Abends haben ein paar aus der Gruppe gesagt, dass sie am Morgen joggen gehen wollen. Ich wollte auch mit, habe mich aber nicht getraut, etwas zu sagen, weil ich so unsportlich war. Der Zeig, was du kannst!-Mentor hat das gemerkt und hat mich direkt angesprochen.

So bin ich dann am nächsten Morgen mit zum Joggen. Alle sind los und ich bin hinterher, denn ich hatte keine Ausdauer. Doch der Mentor ist immer neben mir gelaufen und hat mir gesagt, wie ich atmen soll, damit ich durchalte. Irgendwann kam dann einer nach dem anderen von vorne nach hinten zu mir, bis am Ende fast alle neben mir gejoggt sind, nur damit ich es bis zum Ende schaffe. Ich wollte auch nicht aufgeben, auf gar keinen Fall! Diesen Moment habe ich gebraucht.

Wie ging es nach Zeig, was du kannst! für dich weiter?

Ich habe Einrichtung gelernt, das Geschäft war gut und meine Chefin auch, denn sie war streng, da hätte ich was gelernt. Aber mein Ausbilder war schrecklich. Ich habe die Ausbildung deshalb nicht beendet. Ich bin dann in die Gastro gegangen, dort habe ich viele interessante Menschen kennengelernt, die mich geprägt haben.

Was machst du zurzeit beruflich?

Ich habe fünf Jobs, drei im künstlerischen und musikalischen Bereich und zwei im Gastrobereich. Währenddessen arbeite ich in meiner Freizeit an meinem Album. Ich arbeite mit vielen Musikern zusammen, in München gibt es da eine große Lücke im Musikgeschäft. Und wir haben gemerkt, dass wir, wenn wir uns zusammentun, viel mehr erreichen können als alleine.

Würdest du Zeig, was du kannst! weiterempfehlen?

In jedem Menschen schlummert etwas, auch wenn sie oder er es nicht glaubt. Es muss einen Auslöser geben, um das herauszufinden. Zeig, was du kannst! hat das bei mir gemacht. Und ich habe den Verdacht, dass es auch bei den anderen aus meiner Gruppe so war (lacht). Alle diese Menschen sind zufrieden mit sich selbst und haben was aus sich gemacht. Dieses Programm kann dein Leben verändern, vor allem, wenn du wirklich zuhörst (worin ich leider schlecht war) und das alles verinnerlichst, dann hast du eine Zukunft, die Wohlstand und Liebe beinhaltet!

Lieber Herb, wir danken dir für das Gespräch!


Foto: Hasan Yalcin