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Aus Wissensdrang zum Buchautor und Verlagsgründer

Wie die Studienzeit zur Gründerzeit wird: Zwei Studenten erobern mit ihrem Klimabuch den Markt.

Die Zeit des Studiums bietet oft die nötige Freiheit und zugleich eine Umgebung voller Wissensdrang und -austausch, um innovative Ideen auszuprobieren. Die sdw ermutigt ihre Stipendiatinnen und Stipendiaten, Visionen zu verfolgen und unterstützt sie dabei, sie umzusetzen und unternehmerische Praxiserfahrungen zu sammeln. Einer dieser Stipendiaten mit Unternehmergeist ist Christian Serrer, der sich gemeinsam mit seinem Kommilitonen David Nelles von der Debatte um den Klimawandel inspirieren ließ. Während einer Diskussion merkten sie, dass ihnen die harten Fakten zum Klimawandel fehlten und beschlossen daher, selbst tätig zu werden – erst als Autoren und schließlich als Verleger. Denn bei der Produktion ihrer kompakten Wissenslektüre „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“ wollten sie keine Kompromisse mit großen Verlagshäusern eingehen. Um hochwertig, umweltschonend und zugleich preisgünstig zu produzieren, entschieden sie sich für die Gründung eines eigenen Verlags. Was genau hinter dem Buch steckt, wie sie es geschafft haben, das Buch erfolgreich auf den Markt zu bringen und welche Rolle Erfahrungsaustausch zwischen Gründungsinteressierten spielt, verrät Co-Autor und sdw-Stipendiat Christian Serrer im Interview.

Christian, du hast zusammen mit deinem Kommilitonen David Nelles erst ein Buch über den Klimawandel geschrieben und anschließend einen eigenen Verlag gegründet. Dies kostet viel Zeit und Kraft. Woher hast du deine Motivation dafür genommen?

Die anfängliche Motivation bestand darin, erst einmal selbst wissen zu wollen, was Klimawandel denn nun wirklich bedeutet. Als wir dann die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit der Thematik verstanden hatten, wollten wir mit unserem zusammengetragenen Wissen so viele Menschen wie möglich erreichen. Mit diesem Ziel vor Augen, einem genauso spannenden wie gesellschaftlich relevanten Thema und einer ordentlichen Portion Wissensdurst hatten und haben wir immer noch eine riesige Motivation über den Klimawandel informieren zu wollen. 

Wie bist du beziehungsweise seid ihr auf die Idee gekommen, euren eigenen Verlag zu gründen?

Da wir mit unserem Buch so viele Menschen wie möglich über die wissenschaftlich gesicherten Ursachen und Folgen des Klimawandels informieren wollten, war uns von Anfang an klar, dass der Buchpreis kein Hindernis sein darf, um sich zu informieren. Daher haben wir beschlossen, dass unser Buch nicht mehr kosten wird als eine Pizza – nämlich fünf Euro. Nach ersten Gesprächen mit Verlagsexperten wurde schnell klar, dass sich dieser niedrige Buchpreis bei gleichzeitig hochwertigem und umweltfreundlichem Druck nicht mit einem klassischen Verlagsapparat realisieren lässt. So entschieden wir, unseren eigenen Verlag zu gründen.

Was waren für dich die größten Herausforderungen bei der Gründung?

Die größte Herausforderung bestand sicherlich – bei all der Motivation über den Klimawandel informieren zu wollen – darin, die offiziellen Formalien einer Gründung nicht zu vernachlässigen. Gerade, wenn es um wichtige Punkte wie die Festlegung der Rechtsform geht, aus welcher sich viele Konsequenzen ergeben, ist es wichtig, sich tiefgehend zu informieren, um am Ende nicht mit unerwünschten Überraschungen einer unüberlegten Entscheidung konfrontiert zu werden.

Wie seid ihr vorgegangen bei der Publizierung und dem Vertrieb eures ersten Buches? Wie habt ihr die Presse von eurem Projekt begeistert? Welche Unterstützung hattet ihr?

Wir haben unser Buch am 4. Dezember 2018 mit einer Pressekonferenz in München veröffentlicht. Davor hatten wir bereits angefangen, Journalistinnen und Journalisten per E-Mail zu kontaktieren und diese von unserem Buchprojekt zu begeistern. Dabei konnten wir glücklicherweise viele UnterstützerInnen gewinnen, die uns bei der Veröffentlichung mit einem Artikel unterstützt haben. Entscheidend war hierbei sicherlich das Konzept unseres Buches – kurze Texte, viele anschauliche Grafiken und alles basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen – sowie die doch etwas ungewöhnliche Geschichte hinter unserem Buch und, dass wir es zeitgleich zur Weltklimakonferenz in Katowice veröffentlicht haben. So wurde über unser Buch in vielen Zeitungen wie der Süddeutschen, aber auch im Rundfunk sowie im Fernsehen berichtet.

Wie kam es bei der Publikation zur Zusammenarbeit mit dem Think Lab 2.0 – Transformation gestalten?

Der Kontakt zum Think Lab 2.0 hat sich bei einem Gespräch mit dem hierfür verantwortlichen Projektleiter Jörg Hülshörster ergeben, welcher auch zeitgleich meine Regionalgruppe der sdw betreut. Da das Think Lab Projektvorhaben im Bereich der Energiewende fördert und das übergeordnete Ziel hat, den Klimawandel zu begrenzen, liegt eine Zusammenarbeit natürlich auf der Hand: Wer verstehen will, warum es die Energiewende benötigt, muss das Problem des Klimawandels verstehen und diese „Aufklärungsarbeit“ wollen wir mit unserem Buch übernehmen.

Inwiefern war für dich die Stiftung der Deutschen Wirtschaft und die Zusammenarbeit mit dem Think Lab 2.0 hilfreich für die Gründung?

Für mich ergibt sich der Mehrwert in Sachen Gründung durch die sdw vor allem aus zwei Punkten: Zum einen sind viele der Seminare auf das Thema Gründung ausgelegt, bei denen man fachlichen Input erhält. Zum anderen findet bei Gesprächen mit StipendiatInnen während und nach den Seminaren ein gewinnbringender Erfahrungsaustausch statt – denn in der sdw gibt es sehr viele sowohl Gründungsinteressierte, als auch gründungserfahrene Stipendiaten. Dieser Mehrwert aus fachlichem Input und Erfahrungsaustausch hat auch mir bei der Gründung sehr geholfen.

Was würdest du rückblickend anders machen und welchen Tipp würdest du zukünftigen Gründerinnen und Gründer mit auf den Weg geben?

Was ich ihnen auf jeden Fall mit auf den Weg geben möchte ist, dass eine Idee auf keinen Fall verworfen werden sollte, nur, weil andere die Idee für unmöglich halten. Wer für seine Idee brennt und offen dafür ist, neue Wege zu gehen, der wird es auch schaffen, das Unmögliche möglich zu machen.

Wie geht es nach der Herausgabe des ersten Buches weiter? Stehen neue Projekte an?
Aktuell haben wir mit unserem Buch noch alle Hände voll zu tun. Allerdings habe ich mittlerweile auch einen enormen Drang, nicht nur über den Klimawandel informieren zu wollen, sondern auch selbst anzupacken und etwas dagegen zu unternehmen. Daher werde ich das Thema auf jeden Fall weiterverfolgen und mich in meinem beruflichen Leben dafür einsetzen, die globale Erwärmung so gering wie möglich zu halten. Da die Wirtschaft den größten Hebel in der Hand hält, um unsere Emissionen zu reduzieren, könnte ich mir daher beispielsweise sehr gut vorstellen, als treibende Kraft den Ausbau neuer Technologien voranzutreiben. Auf jeden Fall ist mir das Thema mittlerweile eine richtige Herzensangelegenheit geworden und ich möchte auch andere Menschen dazu motivieren, sich für den Klimaschutz einzusetzen.

Mehr Informationen zum Klimabuch „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“ finden Sie hier.

Erfahren Sie hier mehr über das Think Lab 2.0 – Transformation gestalten​​​​​​​, eine Initiative der innogy Stiftung und der sdw.


Christian Serrer und David Nelles, Autoren von „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“ und Verlagsgründer (Foto: Edmund-Möhrle)