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Annika K. untersucht die Bedürfnisse queerer Menschen

Annika promoviert über "(Diskriminierungs-)Erfahrungen von LSBAAPTIQ*-Patient*innen in der Zahnmedizin". Was es damit auf sich hat, erzählt sie uns im Interview.

Annika ist bereits seit 2012 Teil der sdw: Nach ihrer Förderung im Studienkompass wurde sie Stipendiatin des Studienförderwerks Klaus Murmann und ist dort Sprecherin der Freiburger Regionalgruppe. Zudem war sie Vertrauensperson der Freiburger Studienkompassgruppe. Zurzeit studiert Annika Zahnmedizin im 9. Semester an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Gleichzeitig promoviert sie an der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie über "(Diskriminierungs-)Erfahrungen von LSBAAPTIQ*-Patient*innen in der Zahnmedizin". Wir sprachen mit ihr über das Thema Diskriminierung dieser Personengruppe.

sdw: Wofür steht LSBAAPTIQ*?

Damit sind lesbische, schwule, bisexuelle, asexuelle, aromantische, trans, intergeschlechtliche und queere Menschen gemeint.

sdw: Wie bist Du auf das Thema Diskriminierung dieser Menschen in der Zahnmedizin gestoßen?

Ich bin zu Beginn des Studiums ins Regenbogen-Referat der Uni und später zum Orga-Team des CSD Freiburg gekommen. Von Anfang an habe ich mich intensiv mit der Vereinbarung der Themenfelder "geschlechtliche und sexuelle Identität" und "Zahnmedizin" auseinandergesetzt. Mit der Zeit ist mir ein immer größeres Defizit in den Kenntnissen über die Bedürfnisse queerer Menschen in der medizinischen/zahnmedizinischen Behandlung bewusst geworden. Für die soziologische / Queer Studies Perspektive arbeite ich mit Annika Spahn zusammen. Momentan befinden wir uns in der Antragsphase für ein Forschungsvorhaben.

sdw: Worin äußert sich diese Diskriminierung?

Die gesundheitliche Lage von LSBAATIQ* Menschen ist sowohl von Diskriminierungserfahrungen im medizinischen System als auch vom sog. "Minoritätenstress" (Stressfaktoren wie Vorurteile und Stigmata, die zusätzlich zu individuellen Stressoren erlebt werden) beeinflusst. Studien weisen darauf hin, dass die allgemeine Gesundheitslage von LSBAAPTIQ* Personen deutlich schlechter ist. Eine vergleichbare Studienlage für die Zahnmedizin liegt derzeit noch nicht vor.

sdw: Was ist das Ziel Deiner Promotion?

Zum einen wollen wir eine Datengrundlage schaffen. Darauf aufbauend möchten wir Bedürfnisse von LSBAAPTIQ*-Patient*innen identifizieren und Empfehlungen für eine bessere zahnmedizinische Gesundheitsversorgung ableiten. Auch geht es darum, die Zahnmedizin als Teil der Sexualmedizin und der partizipativen Gesundheitsforschung zu sehen und Anregungen und Wünsche der Community mit einzubeziehen. Meine Promotion ist also erst der Beginn eines noch kaum angetasteten Forschungsbereichs, mit viel Potenzial.


Foto von Annika. Sie promoviert über Diskriminierung in der Zahnmedizin.
Foto: privat